In dieser Ausstellung begegnen sich zwei künstlerische Positionen, die sich mit Zerstörung und Wiederherstellung auseinandersetzen. Trotz unterschiedlicher Medien kreisen beide Praktiken um die Fragilität der Form und die Suche nach Bedeutung inmitten von Beschädigung, Auflösung und Verfremdung.

Alexander Weiss versteht Malerei als experimentelles Feld: Formen dürfen sich auflösen, Grenzen verschwimmen, Bedeutungen schweben zwischen Entstehung und Zusammenbruch. In einem Bild zerfällt Ornament in bloßes Material; in einem anderen tauchen rauchige Konturen und geisterhafte Augen auf, die an eine halb vergessene Pietà erinnern. Dieser Prozess zielt nicht auf die Kontrolle der Form, sondern auf ihre Entmachtung – auf eine Einladung zur Ambiguität, zum Unsagbaren.
Im Geiste von Federico Campagna wird die Malerei zu einer magischen Geste: eine Weigerung, die Welt als geschlossenes, technisch geordnetes System zu akzeptieren. Die Malerei wird zur rituellen Ent-Zusammenfügung, und das Scheitern ist kein Fehler, sondern Teil eines bewussten Widerstands gegen die geschlossene Ordnung.
Oliver Schmidt beginnt beim Bruch. Er findet und birgt antike Porzellanfiguren – Relikte vergangener Ideale – und setzt sie absichtlich falsch wieder zusammen: ein Hundekopf auf einem Mädchenkörper, ein Pferdegesicht auf einem Schweinekörper. Diese Hybriden sind keine Scherze und keine nostalgischen Spielereien. Sie sind therapeutische Fehlreparaturen – gebrochene Formen, die wiederbelebt werden, um von der Fragmentierung des heutigen Selbst zu sprechen.

Psychologisch lässt sich das mit Winnicotts Konzept des Übergangsobjekts verbinden – Dinge, die emotionale Übergangsräume ermöglichen.

Die Figuren von Schmidt existieren genau in diesem Grenzbereich: nicht geheilt, nicht ganz, aber dennoch lebendig. Sie bewegen sich innerhalb des Rahmens ihrer ursprünglichen Welt, stören aber ihre Harmonie – und machen so die Dissonanz sichtbar, die unter der sentimentalen Oberfläche liegt.

Was beide eint, ist ein Widerstand gegen das Geschlossene – sei es durch das Nicht-Wiederzusammenkommen oder durch die Umarmung der Fehlmontage.
Die „Monster“ dieser Ausstellung sind keine Schreckgestalten, sondern Überlebende. Sie tragen Spuren vergangener Ideale, gebrochener Zeichen und unausgesprochener Verluste – und sprechen gerade durch ihre Unstimmigkeit mit Nachdruck vom Jetzt.